sphere I

Schemen, Bilderfries, 2013


 

KONTEXT

Ausstellungsansicht "schemen", Bilderfries, 2013, Kunstverein Ebersberg   

 

Eröffnungsrede Dr. Karin Dohrmann

(...) Georg Gaigl schafft in seinen Bildutopien poetische Landschaften, die eine Reflexion auf die Bildwelten unserer Zeit darstellen. Er konfrontiert den Betrachter mit seinen Medien geprägten Sehweisen und hinterfragt unsere wahrgenommenen Realitäten. Was so eindeutig sichtbar ist, entzieht sich immer wieder der Wahrnehmung – wird „Schemen“-haft. Was auf den ersten Anschein eindeutig erscheint, ein Wald, eine Blume, wird beim Herangehen nicht mehr greifbar. In Wirklichkeit nutzt Georg Gaigl herangezoomte Bildausschnitte wie einen Malkasten um seine Bildmotive zu kolorieren. Das was den Baum füllt ist kein Baum! Ebenso ergeht es dem Betrachter mit der Interpretation des Bildinhalts. Die so offensichtlichen Versatzstücke, eine schreitende Frau (aber geht sie auf einem Steg übers Wasser?), eine schlafende Person im Hintergrund (träumt sie oder ist sie entschlafen?), asiatische Zeichen, ein Segelboot (eine Welt-Reise?) und ein Spaceshuttle, schicken den Betrachter mehr auf eine eigene Assoziations-Reise als klare Aussagen zu liefern. Oder wie Georg Gaigl selbst formulierte: “Bei genauer Betrachtung werden scheinbar vertraute Einzelheiten, die einst Teil eines Ganzen waren, mit ihrer Zusammenhanglosigkeit konfrontiert.“ Im Oberlichtraum erwartet sie ein Relief aus „Schemen“ – Erinnerungsfetzen des Künstlers, die einem vertraut, völlig fremd oder gar verstörend erscheinen. In jedem Betrachter läuft ein anderer Film am inneren Auge vorbei, entsteht eine andere Geschichte eigener Assoziationen.

(...) Georg Gaigl hat für seine Bilder eine eigene Decalcage-Technik entwickelt. Dazu werden die digital-komponierten Bilder ausgedruckt, mit der Bildseite auf einen Holzträger geklebt und dann in langer meditativer Handarbeit die Papier-Rückseite abgerubbelt. Das Bild wird freigelegt und dabei auch Verletzungen auf der Bildoberfläche in Kauf genommen. Die Spuren der Hand und die Rückstände des aufgeweichten Papiers verleihen den Bildern eine weiche, haptische Textur, die den digitalen Hintergrund vergessen lassen.

(...) Daher schicke ich Sie mit einem Zitat von Georg Gaigl in die Ausstellung:

„Allein das Erlebnis zählt. Das damit verbundene Gefühl von Faszination des Augenblicks wird Ihnen wohl in guter Erinnerung bleiben.“    

Dr. Karin Dohrmann                                                                                                      

Fotografien: Julia Schambeck